Die Rechte von Arbeitnehmern während der Freistellung

Die Freistellung eines Arbeitnehmers während der Kündigungsfrist oder in anderen Situationen, in denen der Arbeitnehmer nicht zur Arbeit erscheinen muss, bringt eine Reihe von Rechten mit sich. Diese Rechte sind wichtig für den Schutz der Interessen des Arbeitnehmers und sollen sicherstellen, dass er in dieser Übergangsphase keine unbilligen Nachteile erleidet. Im Folgenden sind die zentralen Rechte von Arbeitnehmern während der Freistellung aufgeführt:

1. Recht auf Gehaltszahlung

Ein grundlegendes Recht des Arbeitnehmers während der Freistellung ist das Recht auf Gehaltszahlung. Auch wenn der Arbeitnehmer von seiner Pflicht zur Arbeitsleistung befreit ist, hat er weiterhin Anspruch auf sein Gehalt. Die Höhe des Gehalts richtet sich nach dem im Arbeitsvertrag festgelegten Entgelt. Dies gilt unabhängig davon, ob der Arbeitnehmer in diesem Zeitraum eine neue Beschäftigung aufnimmt oder nicht.

2. Recht auf Erholung und Neuorientierung

Die Freistellung dient häufig dazu, dem Arbeitnehmer Zeit zu geben, sich von der bisherigen Tätigkeit zu erholen und sich möglicherweise beruflich neu zu orientieren. Das Recht auf Erholung bedeutet, dass der Arbeitnehmer in dieser Zeit nicht unter Druck steht, seinen alten Job fortzusetzen oder sofort einen neuen Job zu finden. Die Freistellung soll eine Art Schutzraum bieten.

3. Recht auf Arbeitszeugnis

Ein Arbeitnehmer hat während der Freistellung, insbesondere wenn er gekündigt wurde, das Recht auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, ein solches Zeugnis auszustellen. Es besteht die Möglichkeit, dass das Zeugnis während der Freistellung angefordert wird, um sich bei anderen potenziellen Arbeitgebern zu bewerben.

4. Recht auf Fortzahlung von Sozialleistungen

Ein Arbeitnehmer hat auch während der Freistellung nach den gesetzlichen Regelungen Anspruch auf Fortzahlung von Sozialleistungen, wie z.B. der Krankenversicherung. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die entsprechenden Beträge während der Freistellung zu zahlen, solange der Vertrag weiter besteht. Dies bedeutet, dass der Arbeitnehmer auch während der Freistellung krankenversichert bleibt.

5. Recht auf Schutz vor Diskriminierung

Ein Arbeitnehmer, der sich in der Freistellung befindet, darf nicht diskriminiert werden. Das bedeutet, dass er nicht aufgrund seiner Kündigung oder seiner Freistellung benachteiligt werden darf, sei es im Bezug auf neue Stellenangebote oder im Rahmen von Arbeitslosigkeitsunterstützung.

6. Recht auf Mitnahme von Urlaubstagen

Wenn ein Arbeitnehmer während der Kündigungsfrist freigestellt wird, hat er auch das Recht, nicht genommenen Urlaub in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitgeber muss den Urlaub regulär gewähren oder eine Abgeltung für nicht genommenen Urlaub zahlen, wenn dieser nicht genommen werden kann.

7. Recht auf berufliche Weiterbildung

In manchen Fällen kann ein Arbeitnehmer während der Freistellung Anspruch auf berufliche Weiterbildung haben. Dies kann besonders relevant sein, wenn der Arbeitnehmer die Zeit nutzen möchte, um sich für neue berufliche Herausforderungen zu qualifizieren.

8. Recht auf Information und Unterstützung

Einige Unternehmen bieten während der Freistellung Unterstützung beim Übergang in eine neue Anstellung an. Dies kann z.B. in Form von Karriereberatung, Workshops oder ähnlichen Angeboten geschehen. Der Arbeitnehmer hat das Recht, solche Dienste in Anspruch zu nehmen, wenn sie angeboten werden.

Spezifische Beispiele für die Arbeitnehmerrechte während einer Freistellung:

1. Recht auf Gehaltszahlung

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer wird während seiner dreimonatigen Kündigungsfrist freigestellt. Er hat das Recht, sein monatliches Gehalt in voller Höhe zu erhalten, obwohl er nicht mehr zur Arbeit erscheint. Wenn sein Monatsgehalt 3.000 Euro beträgt, muss der Arbeitgeber diesen Betrag weiterhin zahlen.

2. Recht auf Erholung

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der während der Freistellung von Stress und Überarbeitung betroffen ist, hat das Recht, diese Zeit zur geistigen und körperlichen Erholung zu nutzen. Er kann die Freistellung für einen Urlaub oder zur Teilnahme an persönlichen Projekten nutzen.

3. Recht auf Arbeitszeugnis

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der in der Freistellung ist, kann von seinem ehemaligen Arbeitgeber verlangen, ein qualifiziertes Arbeitszeugnis auszustellen. Das Zeugnis sollte die Art der Tätigkeit, die Dauer der Anstellung und eine Bewertung der Arbeitsleistung umfassen.

4. Recht auf Fortzahlung von Sozialleistungen

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer bleibt während seiner Freistellung krankenversichert, da der Arbeitgeber die Beiträge zur Krankenversicherung weiterhin zahlt. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass der Arbeitnehmer selbst bei eventuellen gesundheitlichen Problemen geschützt ist.

5. Recht auf Mitnahme von Urlaubstagen

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer hat während seiner Anstellung Anspruch auf 30 Urlaubstage, hat aber nur 15 Tage genommen. Bei der Freistellung hat er das Recht, die verbleibenden 15 Urlaubstage zu nehmen oder diese finanziell abzugelten, falls er keinen Urlaub mehr nehmen kann.

6. Recht auf berufliche Weiterbildung

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer ist während seiner Freistellung an einer externen Weiterbildung (z.B. einem Online-Kurs) interessiert, um seine beruflichen Qualifikationen zu verbessern. Wenn der Arbeitgeber dies genehmigt, hat der Arbeitnehmer das Recht, an dieser Weiterbildung teilzunehmen und möglicherweise auch Anspruch auf finanzielle Unterstützung.

7. Recht auf persönliche Karriereplanung

  • Beispiel: Ein Arbeitnehmer kann während seiner Freistellung Zeit zur Teilnahme an Jobmessen oder für Vorstellungsgespräche nutzen. Arbeitgeber dürfen ihn nicht daran hindern, sich aktiv um neue Beschäftigungen zu bemühen.

8. Recht auf Unterstützung während der Jobsuche

  • Beispiel: Einige Unternehmen bieten während der Freistellung Career Counseling oder Job-Coaching an. Ein Arbeitnehmer hat das Recht, diese Dienste in Anspruch zu nehmen, um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

9. Recht auf Diskretion und Privatsphäre

  • Beispiel: Während der Freistellung hat der Arbeitnehmer das Recht, in seiner Freizeit ungestört zu sein, ohne dass der Arbeitgeber ihn belästigt oder Druck ausübt, wieder zur Arbeit zu kommen. Der Arbeitgeber sollte keine persönlichen Informationen oder Daten über den Mitarbeiter weitergeben, ohne dessen Einverständnis.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Freistellung eines Arbeitnehmers eine Zeit der rechtlichen Ansprüche und Möglichkeiten darstellt. Arbeitnehmer sollten sich ihrer Rechte bewusst sein und diese aktiv einfordern, um sicherzustellen, dass sie während dieser Übergangsphase gut behandelt werden. Bei Fragen oder Unsicherheiten kann es hilfreich sein, rechtlichen Rat einzuholen oder sich an eine Gewerkschaft zu wenden.

Wie Arbeitnehmer Ihre Rechte bei Freistellung durchsetzen können

Die Durchsetzung der Rechte während einer Freistellung kann für Arbeitnehmer eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Hier sind einige Schritte und Strategien, die helfen können, die eigenen Rechte effektiv zu behaupten:

1. Rechtskenntnis und Information

  • Informieren Sie sich über Ihre Rechte: Lesen Sie die relevanten gesetzlichen Bestimmungen (z.B. Bürgerliches Gesetzbuch – BGB) sowie den Arbeitsvertrag und eventuelle Betriebsvereinbarungen. Es ist wichtig, klar zu wissen, welche Rechte Sie in Bezug auf Freistellung, Gehalt, Urlaub und andere Ansprüche haben.
  • Nutzen Sie Informationsquellen: Neben dem eigenen Wissen können auch Webseiten von Gewerkschaften, Arbeitsämtern oder Rechtsportalen wertvolle Informationen bieten.

2. Dokumentation

  • Halten Sie alles schriftlich fest: Dokumentieren Sie alle relevanten Kommunikation mit Ihrem Arbeitgeber bezüglich der Freistellung, einschließlich Emails, Briefe und persönliche Gespräche. Notieren Sie sich auch, wann und in welchem Kontext sie stattfand.
  • Bewahren Sie Unterlagen auf: Stellen Sie sicher, dass Sie alle wichtigen Dokumente, wie Ihren Arbeitsvertrag, Stellenbeschreibungen, frühere Beurteilungen und Gehaltsabrechnungen, sicher aufbewahren.

3. Offene Kommunikation

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Rechte nicht respektiert werden, sollten Sie das Gespräch suchen. Klären Sie Ihre Bedenken direkt und höflich. Oft können Missverständnisse durch ein direktes Gespräch ausgeräumt werden.
  • Setzen Sie klare Fristen: Wenn Sie auf eine Rückmeldung zu bestimmten Anfragen warten (z.B. auf ein Arbeitszeugnis), setzen Sie eine angemessene Frist, bis wann Sie eine Antwort erwarten.

4. Gewerkschaft und Betriebsrat

  • Gewerkschaftsmitgliedschaft: Wenn Sie Mitglied einer Gewerkschaft sind, nutzen Sie deren Ressourcen. Gewerkschaften können rechtliche Unterstützung bieten und helfen, Ihre Ansprüche durchzusetzen. Sie können auch rechtliche Beratung durch Fachanwälte der Gewerkschaft in Anspruch nehmen.
  • Betriebsrat einbeziehen: Wenn Ihr Unternehmen einen Betriebsrat hat, können Sie auch diesen um Unterstützung bitten. Der Betriebsrat hat die Aufgabe, die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten und kann Ihnen möglicherweise helfen, Ihre Rechte durchzusetzen.

5. Rechtsberatung

  • Rechtsanwalt konsultieren: Wenn die Situation nach interner Klärung weiterhin ungelöst bleibt, könnte der Rat eines Fachanwalts für Arbeitsrecht hilfreich sein. Ein Anwalt kann Sie über die besten Schritte informieren und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten.
  • Beratung durch Arbeitsrechtsstellen: In vielen Städten gibt es Beratungsstellen, die kostenlose oder kostengünstige Hilfe im Arbeitsrecht bieten. Hier können Sie sich informieren und beraten lassen.

6. Rechtliche Schritte

  • Schritt zur Klage: Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und keine Einigung erzielt werden kann, ist eine Klage beim Arbeitsgericht denkbar. Hier sollte jedoch vorher rechtlicher Rat eingeholt werden, um die Erfolgsaussichten abzuschätzen.
  • Fristen einhalten: Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie alle rechtlichen Fristen einhalten. Insbesondere bei Klagen gibt es gesetzliche Fristen, die nicht verpasst werden sollten.

7. Selbstbewusst auftreten

  • Konzentration auf die eigene Position: Gehen Sie selbstbewusst in Gespräche und setzen Sie sich aktiv für Ihre Rechte ein. Eine sachliche und gut informierte Argumentation kann oft helfen, den Arbeitgeber zur Einsicht zu bewegen.
  • Emotionale Distanz: Versuchen Sie, Emotionen aus Verhandlungen oder Gesprächen herauszuhalten. Ein sachlicher und professioneller Umgang tonisiert die Diskussion und kann zu besseren Ergebnissen führen.

Die Durchsetzung der eigenen Rechte während einer Freistellung erfordert sowohl Wissen als auch eine proaktive Herangehensweise. Durch eine Kombination von Information, offener Kommunikation und gegebenenfalls professioneller Unterstützung können Arbeitnehmer ihre Ansprüche effektiv wahren. Im Idealfall sollte als erstes eine offene und freundliche Klärung angestrebt werden, gefolgt von professioneller Unterstützung, wenn das notwendig ist.

Fazit

Die Rechte von Arbeitnehmern während der Freistellung sind darauf ausgerichtet, eine faire und respektvolle Behandlung sicherzustellen. Arbeitnehmer sollten sich ihrer Rechte bewusst sein und in der Lage sein, diese gegebenenfalls einzufordern. Es ist ratsam, bei Unsicherheiten rechtlichen Rat einzuholen, um die eigenen Ansprüche umfassend zu klären und zu schützen.

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